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Helfen Textanalyse-Tools?

Helfen Textanalyse-Tools?

Texter wissen, wovon die Rede ist: Textanalyse-Tools. Immer mehr Content-Agenturen setzen auf den Algorithmus solcher Tools, um Texte zu analysieren und zu optimieren. Wie funktionieren sie? Anhand eines Lesbarkeitsindizes wird der Schwierigkeitsgrad eines Textes bestimmt. Über Merkmale eines Textes, z. B. Länge der Sätze und Wörter oder die Silbenanzahl in Wörtern, sollen Rückschlüsse auf die Lesbarkeit gezogen werden.

Carl H. Björnsson schlug 1968 eine Formel für den Lesbarkeitsindex LIX vor, der sich aus der durchschnittlichen Satzlänge eines Textes sowie des prozentualen Anteils langer Wörter summiert. Auf diese Weise sollte es möglich sein, ungefähr die Schwierigkeit eines Textes einzuschätzen. Je nach Textart variiert der Index:

  •  unter 40: Kinder- und Jugendliteratur
  • 40 bis 50: Belletristik
  • 50 bis 60: Sachliteratur
  • über 60: Fachliteratur

Ein Vergleich eines Textes ohne und mit Textanalyse-Tool soll den Unterschied zeigen. Der Text gehört ist Teil einer Reportage und zählt im entferntesten Sinne zur Belletristik.

Original:

„Während sich Pat, Skip, Jenny und Toby Robinson langsam an das Leben in den Rocky Mountains gewöhnten, träumte im fernen Ostdeutschland ein Chemnitzer Junge davon, in der Einsamkeit Nordamerikas zu leben. Er wollte seine eigene kleine Blockhütte in der Einsamkeit besitzen, mit den Tieren leben, mit ihnen sprechen und ansonsten das Leben genießen. Jahre später, die Mauer zwischen Ost und West war längst gefallen, packte der inzwischen erwachsene Mann seine Siebensachen und verließ Deutschland.

Sein Traum begann mit einem Film. „Familie Robinson“ lockte ihn in die Ferne. Bereits mit der ersten Szene setzte sich in seinem Kopf der Gedanke fest, eines Tages in diesem Land mit der unberührten Natur zu leben. Der groß gewachsene Mann lacht. „Ich habe schon als Kind davon geträumt, nach Kanada auszuwandern.“ So wie die Familie Robinson. Mit drei Kindern aus Los Angeles in die kanadischen Rocky Mountains – in eine Blockhütte am See mit Bergen drumherum. „Und genau so sah mein Traum auch aus“, erzählt Mario G., „eine einsame Blockhütte am See oder Fluss – eingesäumt von Bergen und Wäldern.“ Mit einer schnellen Handbewegung streicht sich der 41-Jährige seine graublonden Strähnen aus dem Gesicht. Seine Haut ist gegerbt von Wind, Sonne und Schnee – von vielen Touren mit Schlittenhunden in Alaska. Man sieht ihm sein Leben in der Natur an. Doch bis er seinen Traum verwirklichte, sollte noch viel Wasser die Chemnitz herunterfließen. Niemand –nicht einmal seine Familie – glaubte daran, dass er Ernst machen könnte. Erst als Mario G. 2006 seine Sachen zusammenpackte und seinen Vater darum bat, ihn zum Flughafen zu fahren, wurde auch seiner Familie klar, dass er ging. „Bis zum letzten Tag haben sie mich beschmunzelt – bis zu dem Tag, als sie mich zum Flughafen fuhren.“

Geändert anhand des Textanalyse-Tools

„Pat, Skip, Jenny und Toby Robinson gewöhnten sich langsam an das Leben in den Rocky Mountains. Zur selben Zeit träumte im fernen Ostdeutschland ein Chemnitzer Junge davon, in der Einsamkeit Nordamerikas zu leben. Er wollte seine eigene kleine Blockhütte in der Einsamkeit besitzen, mit den Tieren leben, mit ihnen sprechen und ansonsten das Leben genießen. Jahre später. Die Mauer zwischen Ost und West war gefallen, als der erwachsene Mann seine Siebensachen packte. Er verließ Deutschland.

Mario G.s Traum begann mit einem Film: „Familie Robinson“ lockte ihn in die Ferne. Bereits mit der ersten Szene verfestigte sich sein Traum. Eines Tages wollte er in diesem Land mit der unberührten Natur leben. Der groß gewachsene Mann lacht. „Ich träumte als Kind davon, nach Kanada auszuwandern.“ So wie die Familie Robinson. Mit drei Kindern aus Los Angeles in die kanadischen Rocky Mountains – in eine Blockhütte am See mit Bergen drumherum. „Und so sah mein Traum aus“. Mario G. lacht. „Eine einsame Blockhütte am See oder Fluss – eingesäumt von Bergen und Wäldern.“ Mit einer schnellen Handbewegung streicht sich der 41-Jährige seine graublonden Strähnen aus dem Gesicht. Seine Haut sieht gegerbt aus von Wind, Sonne und Schnee – von vielen Touren mit Schlittenhunden in Alaska. Das Leben in der Natur zeigt sich in seinem Gesicht. Bis er seinen Traum verwirklichte, sollte noch viel Wasser die Chemnitz herunterfließen. Niemand – auch nicht seine Familie – glaubte daran, dass er ernstmachen könnte. 2006 packte Mario G. seine Sachen zusammen. Er bat seinen Vater, ihn zum Flughafen zu fahren. In diesem Moment wurde seiner Familie klar, dass er ging. „Bis zum letzten Tag beschmunzelten sie mich – bis zu dem Tag, als sie mich zum Flughafen fuhren.“…“

 

Textanalyse-Tool

Fazit:

Nach der Optimierung des Textes anhand des Textanalyse-Tools zeigt sich, dass der Text an Lebendigkeit und Emotionen verloren hat. Auch der Lesefluss ist zum Teil aufgrund der nun sehr kurzen Sätze, fehlender Füllwörter und Modalverben „gestört“. Einige Passagen fließen nicht mehr ineinander über. Die Qualität des Textes leidet.

Textanalyse-Tools können eine Hilfe dabei sein, einen Text für eine bestimmte Zielgruppe zu vereinfachen. Sie berücksichtigen jedoch nicht die Einhaltung des Textflusses und vernachlässigen Emotionen bzw. Eindrücke, die nur über Modalverben, Füllwörter oder auch längere Sätze möglich sind. Nutzer dieser Tools sollten sich daher niemals vollständig auf diese verlassen, sondern ihrem Sprachgefühl vertrauen. Im Zweifelsfall ist es hilfreich, den Text unterschiedlichen Lesergruppen zum Lesen zu geben und anhand dieser Rückmeldungen Verbesserungen vorzunehmen.